Geschichte

1485

Da Vinci Drehflügler

Da Vinci's Entwurf eines Drehflüglers von 1485

Schon seit dem 15. Jahrhundert denken Menschen über eine Flugmschine nach, mit der man nicht nur in eine Richtung fliegen kann, sonder vorwärst ebenso wie rückwärts, und mit der man sogar in der Luft "stehen bleiben" kann. 1485 zeichnet Leonardo Da Vinci die erste Skizze eines Drehflüglers.

1905

Pere de Son Gall entwickelt Anfang des 19. Jahrhunderts den ersten Tragschrauber der Welt. Der Autodidakt lebt auf Mallorca und ist Landwirt, Erfinder sowie Luftfahrtpionier. Seine Vision ist, ein Fluggerät entwickeln das sowohl auf der Stelle schweben, über Land fliegen und auf dem Meer landen und starten kann. In seiner Scheune beginnt er mit dem Bau dieses Fluggerätes. Da er allerdings nicht über die finanziellen Mittel verfügt seinen Autogiro auch flugtauglich zu machen, spricht er beim spanischen Kriegsminister Don Juan de La Cierva y Peñafiel vor. Der lehnt eine Unterstützung des Projektes ab, die Konstruktionspläne verblieben aber in Madrid.

1920

Nach dem Absturz eines von Ihm entwickelten Flugzeugs bei dem einer seiner Freunde stirbt, setzt der spanische Ingenieur, Luftfahrtpionier und Sohn des spanischen Kriegsministers Juan de la Cierva alles daran, ein Fluggerät zu entwickeln welches weder in einen überzogenen Flugzustand (Strömungsabriss) noch ins trudeln geraten kann.

1923 - die Geburt des Autogiro

Autogiro Cierva C6 1930

Autogiro Cierva C6, Bild © Bundesarchiv Nr. 102-09500

Am 9. Januar erfolgt dann der Erstflug des von de la Ciervas neu entwickelten Fluggeräts, welches Drehflügel und eine Zugpropeller besitzt. De la Cierva nennt es Autogiro. Er wird heute als „Erfinder“ des Tragschraubers bezeichnet, da er den ersten fliegenden Autogyro entwickelt, auch wenn die ursprüngliche Idee dazu nicht von ihm stammt.

1925

Cierva nimmt wesentliche konstruktive Veränderungen vor und stattet die Rotorköpfe seiner Modelle C6 und C8 mit Schlaggelenken aus was positive Auswirkungen auf die Stabilität des Rotors und der Maschine zur Folge hat. Diese Konstruktion wird später auch bei Hubschraubern genutzt, und findet bis heute Anwendung.

1928

Am 18.09.1928 fliegt Juan de la Cierva mit seinem Autogiro Cierva C.8.II auf eine Höhe von 1200 Metern und überquert mit einer Flugdauer von insgesamt 18 Minuten den Ärmelkanal zwischen Lympne und Calais (ca. 40 Km). Im selben Jahr legt Cierva mit der Gründung der Autogiro Co. of América den Grundstein für die Serienproduktion in den USA. Seine dort in Lizenz gebauten 300 PS starken Maschinen der Baureihe PCA-2 absolvieren unter anderem Flüge nach Mexico und Kuba.

1932

Autogiro Focke-Wolf FW 30

Autogiro Focke-Wolf FW 30, Bild © Joost J. Bakker

1932 gründete Cierva die Cierva Autogiro GmbH in Berlin. In den folgenden Jahren bis 1938 baut die Firma Focke-Wulf  unter anderem Tragschrauber des Typs Cierva C.19 und Cierva C.30 in Lizenz der Cierva Autogiro GmbH mit der eigenen Typenbezeichnung Focke-Wulf C.19 und FW 30. Diese Maschinen werden an Kunden in Frankreich, Schweden, Holland, Österreich, Australien, Schweiz, Japan sowie in Deutschland ausgeliefert.

1936

Juan de la Cierva stirbt im Alter von nur 41 Jahren beim tragischen Absturz eines Linienflugzeugs auf dem Flugplatz von Croydon in der Nähe von London. Das Flugzeug mit dem Reiseziel Amsterdam, in dem Cierva als Passagier sitzt, verunglückt kurz nach dem Start bei starkem Nebel. Damit geht der Welt die Leitfigur und antreibende Kraft für die Entwicklung von Tragschraubern verloren.

1937

In Frankreich können Louis Breguet und Rene Dorand bei Probeflügen neue Weltrekorde aufstellen. Dies werden nur wenige Monate später von den erstaunlichen Flugleistungen des ersten Hubschraubers der Welt dem Focke-Wulf FW 61 deutlich in den Schatten gestellt. Focke-Wulf entwickelt aus der in Lizenz produzierten C.30 einen eigenen Tragschrauber die FW 186. Die Flugeigenschaften dieser Maschine können aber die Verantwortlichen in Hermann Görings Reichsluftfahrtministerium (RLM) nicht überzeugen und das Projekt wird darauf hin 1939 abgebrochen.

1942

Focke-Achgelis FA-330 Bachstelze der auf U-Booten zum Einsatz kam

Focke-Achgelis FA-330 Bachstelze, Bild © Bill McChesney

Focke-Wulf entwickelt die FA 330 „Bachstelze“, die keinen eigenen Antrieb besitzt und an einem Stahlseil hinter aufgetauchten U-Booten her gezogen wird und so als Aussichtsplattform dient. In Großbritannien leisten mehrere Cierva C.40 „Rota“ bei der Royal Air Force dank ihren Langsamflugeigenschaften bei der Vermessung von Radarbodenstationen gute Dienste und in Japan verwendet man sie für die Artilleriebeobachtung und Abwehr von U-Booten.

1964

1964 erfindet der in Russland geborene Konstrukteur Dr. Igor Bensen den Autogiro "neu" und nennt ihn Gyrocopter. Benson erhält in Fliegerkreisen hohe Anerkennung für seine Arbeit und ein auf seiner Entwicklung basierender Gyrocopter, die vom Royal Air Force Wing Commander Ken Wallis gebaute Wallis WA-116 Agile namens „Little Nellie“, wird mit einer Rolle in Ian Flemings James-Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ weltberühmt. Die einsitzige Maschine erreicht, nach eigenen Angaben von Wallis, eine Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h (Vne) und eine Dienstgipfelhöhe von 18.000 Fuß.

1990

Anfang der 90er Jahre erleben die Gyrocopter, mit der Entwicklung des ersten ultraleichten Tragschraubers mit dem Magni M14 in Italien, eine in der Luftfahrt einzigartige Renaissance. Kurz danach folgt die spanische Firma ELA mit ihrem Modell ELA 07. In den folgenden Jahren entstehen zahlreiche Tragschrauber Hersteller die vielfältige Modelle in unterschiedlichsten Konfigurationen für verschidenste Aufgabenbereiche auf den Markt bringen. Diese Entwicklung hält bis heute an.

2003

Autogiro MTO-sport

Moderner Autogyro MTO-sport

Im Oktober 2003 erhalten Michael Ulrich und Thomas Kiggen vom DULV die erste deutsche Musterzulassung für Tragschrauber für ihr Modell MT-03, welches ein modifizierter ELA 07 ist. Die Bezeichnung des MT-03 bezieht sich auf die Anfangsbuchstaben ihrer Vornamen und dem Zulassungsjahr 2003. Kurz darauf gründen sie die erste zugelassene Flugschule für Tragschrauber in Deutschland.

2004

Nach der erfolgreichen Entwicklung eines eigenen Hubschraubers beginnt Niki Rotor Aviation in Pravets, Bulgarien mit der Entwicklung seines ersten Tragschrauber Modells "Apis", einem zweisitzigen Gyrocopter in "Side-bySide" Konfiguration. Der Erstflug findet 2008 auf dem Flugplatz Draganovtsi statt und wird vom östereichischen Tragschrauberpionier und Extremsportler Andi Siebenhofer pilotiert.

2013

Von Niemandem erwartet und für den gesamten Markt völlig überraschend erfolgt Anfang 2013 eine Gesetzesänderung, die nun Tragschrauber mit einer maximalen Abflugmasse von 560 kg statt wie bisher mit 450 kg zulassen. Der Namibianische Pilot, Farmer und Zahnarzt Dr. Martin Wucher stellt, über der Wüste Namibias, mit 26.663 Fuß in seinem Autogyro MTO-sport einen neuen Höhenweltrekord für Tragschrauber auf.

2017

Autogiro Calidus in USCG Farben

Autogyro Calidus in USCG Farben

Heute ist der Gyrocopter eines der beliebtesten Fluggeräte für Hobby- und Freizeitpiloten nicht nur in Deutschland. Aber auch immer mehr professionelle Anwender nutzen ihn Aufgrund seiner geringen Anschaffungs- und Betriebskosten. So fliegt zum Beispiel die Landespolizei Brandenburg bei Bedarf mit einen Tragschrauber Einsätze, in Texas nutzt die Border Patrol Tragschrauber und in Afrika wird damit Jagd auf Wilderer gemacht. Auf der AERO EXPO in Friedrichshafen erhält Niki Rotor Aviation vom DULV die VVZ (Vorläufige Verkehrszulassung) für seine neuesten Modelle "Kallithea" und "Lightning" in Vollkarbon-Bauweise.

Entwicklung

Alle Unternehmen entwickeln und forschen stetig am Tragschrauber weiter. Als nächstes werden stärkere und effizientere Triebwerke zur Verfügung stehen, moderne Materialien wie Carbon und Leichtbauweise machen Tragschrauber immer leistungsfähiger und somit vielseitiger einsetzbar. Rotoren mit verstellbarem Pitch und somit Senkrechtstart sind in Zukunft denkbar, wenn der Gesetzgeber die Voraussetzungen dafür schafft. Die Technik dafür existiert bereits heute...

 

 

Tragschrauber Eigenschaften